Straub

1. Story
Mein Vater Max war im Alter von zehn Jahren bis zu seiner Konfirmation mit vierzehn Jahren ins "ännere Tal" verdingt worden um bei einem Bauer als Knecht zu werken. Er musste schon in jungen Jahren erfahren wie hart das Brot sein kann, dass man zu essen kriegt bei fremden Leuten. Diese Bauernfamilie nutzte ihn aus bis zum geht nicht mehr und liess ihn mehr hungern und arbeiten als normal, sein Zimmer war der Stall bei den Tieren für die Er sorgte.
Mit 16 Jahren wurde Er ins Fricktal gebracht, zu einem Bauer der auch nicht viel besser war als sein erster Meister
 
Zu seinem Glück erlebte dann ein anderer Bauer wie mein Vater misshandelt wurde wegen einer Bagatelle und dieser Mann unternahm dann alles damit mein Vater eine rechte Behandlung bekam und nahm ihn bei sich auf. Die Familie Vögeli wurden dann seine zweiten Eltern, die Leute mit eigenen vier Kinder waren ein gutes Umfeld für den jungen Rossknecht. Er war damals nach einer sehr harten Zeit bei den richtigen Leuten gelandet.
 
Manch heitere Episode konnte Er aus dieser Zeit im Fricktal erzählen. So wollten die Jungs einmal nach Brugg ins Kino, doch das Geld war ja nicht gerade üppig vorhanden, damit sie bei der Bahn als Halbtaxler fahren konnten, zogen sie sich die kurzen Hosen an. Dieser Trick zog sogar bei den Schweizerischen Bundesbahnen, aber leider war dann nichts mit dem Eintritt ins Kino, da sie zu Jugendlich aussahen.
 
Mit zwanzig Jahren konnte Er als Train Rekrut in Brugg die Rerkutenschule absolvieren. Nach der Rekrutenschule wurde der Hof des Bauern von dessen Sohn übernommen und gemeinsam bewirtschafteten sie denselben.
Als Trainsoldat wurde Er nach Beginn des zweiten Weltkrieges gleich eingezogen um für sein Vaterland Dienst zu tun. Zuerst wurde er im Jura eingesetzt, darum war ihm vom Pruntruter Zipfel bis nach La Chaux de Fonds in diesem Landesteil nichts unbekannt.  Dort in der Nähe vom Scheltenpass war es auch wo die Soldaten zum Nachtessen Käseschnitten bekamen die leider, statt mit Speiseöl mit Maschinenöl zubereitet wurden. Vater kam gerade von einer nächtlichen Fuhre zurück und wollte zum nachträglichen Nachtessen gehen als die ersten Soldaten zusammenbrachen.
Die ganze Nacht hindurch brachte er mit drei anderen Kameraden die Soldaten durch Schnee und Kälte mit Ross und Schlitten nach Balsthal, weil bei diesem Schneefall für jede Art von Motorfahrzeugen kein Durchkommen war. Für seinen damaligen Einsatz hat ihm und seinen Helfer, dann sein General Guisan die Hand geschüttelt, was Er auch immer wieder voller Stolzerzählen konnte.
Ein grosser Teil der Soldaten konnte zwar gerettet werden, trugen aber lebenslängliche Schäden davon. Nach diesem Vorfall wurde die Kompanie in den Tessin versetzt, vor allem anderen erzählte er uns viel von dieser Verlegung, in drei Tagen wurde das ganze Bataillon samt Material vom Jura ins Tessin gebracht zu Fuss natürlich nicht etwa mit dem Zug, dieser sei nur für die höheren Tiere reserviert gewesen wie er betonte. Immer, wenn einer von uns Kinder das Gefühl hatte, es müsse etwas leisten was unmenschlich sei, erzählte er uns seine Erlebnisse von dieser Verlegung. Allerdings aus dem Tessin durften dann auch sie im Februar 1943 nach Laufenburg mit dem Zug fahren. So kam er wieder ins Fricktal und es kam wie es gekommen ist, er traf sich mit meiner Mutter.
 
Geheiratet wurde im November 1943 in der Gipf und am 2. Januar 1944 kam ich, der Pit in Laufenburg im Spital zur Welt. Im Spital wussten die Ärzte nicht so recht, ob der Schreihals durchkommen würde oder nicht, auf alle Fälle wurde ich am anderen Tag noch im Spital mit allem drum und dran getauft, aber erst nach vierzehn Tagen durfte ich dieses verlassen.
Im Februar 1944 kam mein Vater aus dem Aktivdienst nach Hause in die Gipf, wo Er feststellen musste, dass sein Auskommen in der Gipf im Haus der Schwiegereltern nicht gewährleistet werden konnte. Es war wie überall eine schwere Zeit nach dem Krieg, die Leute mussten jeder für sich selbst schauen und keiner hatte soviel zuviel, dass eine zweite Familie durchgefüttert werden konnte.
Jakob, mein Grossvater verschaffte meinem Vater dann eine Pacht auf dem Hof Gaiten, oberhalb von Lauwil der einem Städter mit Namen Vogt gehörte. Ende April 44 zog dann die Familie um mit Ross und Wagen. Der Reigoldswiler Grossvater, kam in aller Herrgottsfrühe mit dem Gespann, das Er von der Mühle ausgeliehen bekam, in die Gipf. Die kleine Habe der beiden Eheleute brauchte wirklich nicht viel Platz und gegen Abend erreichte das Gefährt in tiefem Schnee den Hof, hoch über Lauwil. Eine Kuh ein paar Geissen, Hühner und Schweine waren die ersten die uns begrüssten, kein Mensch weit und breit, die nächsten Nachbarn waren eine halbe Stunde weg von dem Hof. Schnell wurde alles abgeladen und eingeräumt, die Pferde gefüttert, während dessen kochte meine Mutter das Abendessen. Alle waren dann froh über die gut verlaufene Züglerei und fielen in den verdienten Schlaf. Am anderen Morgen wurde das Fuhrwerk von Grossvater wieder seinem Besitzer zurück gebracht und damit fing unser Leben als Pächter auf dem Hof Gaiten an.